Was macht man so, im Kimono…?

Was macht man so, im Kimono…?

Ich stehe in unserem Wohnzimmer und lasse mich einkleiden. Dasselbe Gefühl, dieselben Handgriffe, dieselben Laute wie damals umgeben mich jetzt.

Ich fühle mich zurückversetzt. Nach Japan, in das Wohnzimmer meiner Gastfamilie, wo meine Gastmutter mich zwei Jahre zuvor ebenso in einen Kimono steckte und um mich herumschwirrte, bis alles richtig saß. Ich habe von meinem japanischen Besuch einen eigenen (!) Kimono geschenkt bekommen. Ja! Mit allem drum und dran, mit Obi und Plateauschuhen.

„Und? Was macht man so, im Kimono?“ Seitdem stelle ich mir diese Frage regelmäßig. Und ernsthaft. Ich habe absolut keine Ahnung, wann ich den hier in Deutschland tragen soll! Und das macht mich traurig. Irgendwie.

Ich hatte mir doch wahrhaftig vor ein paar Monaten anlässlich unserer Abi-Mottowoche für das Thema „Länderstereotypen“ einen roten Kostüm-Kimono bestellt, der eher eine Ähnlichkeit mit einem Yukata (einem leichten japanischen „Bademantel“, wie man ihn im Onsen trägt) hat und vom Stoff her nun ja, eben ganz nach einem Kostüm aussieht. Ich hatte mir sogar noch von der Mutter eines Kumpels die passenden originalen Plateauschuhe ausgeliehen. Und jetzt? Jetzt habe ich einen Echten und muss mir auch keine Schuhe mehr von jemandem leihen, wenn ich mich richtig „japanisch“ fühlen will.

Aber wann? Wann will und kann ich mich richtig „japanisch“ fühlen? Kostüm-Parties, Karneval, Fasching und Co könnten doch ein solcher Anlass sein, an denen das gute Stück Verwendung finden könnte, oder nicht? Ich muss ganz ehrlich sagen…nein. Die Vorstellung, dass irgendetwas mit diesem  kostbaren Kleidungsstück passieren könnte, sei es, weil mir jemand etwas über den Latz kippt, ich mich selbst bekleckere oder im Dreck lande, weil ich gestolpert bin – wer weiß, aber dafür ist mir mein (ja, echt, ich kann das so schreiben) Kimono zu schade. Das ist doch nicht etwa zu penibel, oder? Und letztendlich kann ich für solche Anlässe dann doch wieder meinen Kostüm-Kimono anziehen.

Es scheint mir, als wäre mir der Kimono zu wertvoll, vom Preislichen mal abgesehen, ist er vor allem emotional sehr wertvoll für mich. Logischerweise!

Und ja, vielleicht hast du auch schon daran gedacht…der Japan Tag in Düsseldorf wäre doch eine super Gelegenheit. Ich will dort auch unbedingt hin, weiß aber nicht, wen ich mitschleppen kann und….wenn ich am Ende doch nicht hingehe, sitzt mein Kimono weiter in meinem Kleiderschrank, ohne die Beachtung zu bekommen, die er verdient. Klar, wird er auf die nächste Japan-Reise mitkommen, nur wer weiß, wann die sein wird? Bis dahin werde ich mir wohl immer wieder Gedanken machen, was man im Kimono so machen kann, hier, in Deutschland.

 

2 Gedanken zu “Was macht man so, im Kimono…?

  1. In Japan wird ein Kimono auch eher selten getragen, zu Hochzeiten zum Beispiel oder am Seijin no Hi. Yukata sieht man öfter, gerade im Sommer auf den Sommerfesten. Du könntest ihn ja für ein Fotoshooting anziehen. Ich hatte bis jetzt auch nur einmal einen Kimono an und das war für meine Hochzeitsfotos. XD

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    1. Die Idee mit dem Fotoshooting hatte ich auch schon! Danke für’s erinnern. 😉 Da muss ich mal eine Freundin fragen, die sehr gut fotografiert. Der Kimono wird aber bis dahin trotzdem erstmal weiter in Ehren aufbewahrt.
      Liebe Grüße! 🙂

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