Dein Leben in Japan – ein Chatverlauf

Dein Leben in Japan – ein Chatverlauf

For the English version see further down!

Sophia: Na, wie ist’s? Wie lebt es sich so “alleine im fernen Land der aufgehenden Sonne“?

Jonas: Mitlerweile geht es eigentlich. Anfangs war ich ja unsicher, wie ich mich hier einleben würde, da vieles einfach anders ist als in Deutschland. Mir kommen Aktivitäten die ich machen will, zum Teil sehr schwer und aufwendig vor. Ein Beispiel wäre Wandern. Man kann in den japanischen Alpen wandern gehen, dafür müsste ich aber Unterkünfte auf Japanisch buchen, mich um Ausrüstung kümmern und herausfinden, wie Wandern in Japan eigentlich ist? Ich habe gehört, dass hierbei viel aus Deutschland übernommen wurde, aber trotzdem ist es doch etwas anderes. So geht es mir bei vielen Aktivitäten. Ansonsten habe ich mich aber gut eingelebt und kenne mich ganz gut in der Nachbarschaft und Kobe aus. Nächster Schritt ist jetzt, Nara, Osaka und Kyoto zu erkunden!

Sophia: Das klingt nach komplizierter Freizeitgestaltung! Aber sonst ist es so, wie du es dir vorgestellt hast, oder?

Jonas: Teilweise. Die Arbeit, die ich an der Deutschen Schule / Europäische Schule Kobe mache, gefällt mir sehr gut. Ich hatte mir Kobe ein bisschen interessanter vorgestellt. Wenn man die wichtigen Spots (Haborland, Sannomiya, etc.) gesehen hat, gibt es hier leider nicht mehr viel zu sehen. Dazu kommt, dass ich in einem Viertel wohne, wo viele Fabriken und eng gebaute Häuser sind – ist also nicht wirklich schön zum Leben. Ich mache aber trotdzem das Beste draus, indem ich jetzt ein paar Kurztrips unternehme. Vorgestern war ich zum Beispiel auf dem Mount Rokko, wozu ich auch noch einen Beitrag schreiben werde! An die Wohnsituation muss ich mich jetzt gewöhnen und mitlerweile geht es eigentlich auch irgendwie. Natürlich gibt es also ein paar Aspekte, die ich mich anders vorgestellt hatte, aber wäre ja langweilig, wenn alles perfekt wäre.

Sophia: Also ist Kobe nicht sooo schön? Schick doch mal ein paar Bilder! 🙂

Jonas: Wie gesagt, ist es manchmal etwas langweilig hier. Teilweise ist die Stadt echt schön. Die nicht so schönen Orte der Stadt fallen einem am Anfang gar nicht auf, da man nicht drauf achtet. Ich habe keinen Ort hier gesehen, wo man sagen würde: Hier ist es wirklich arm. Man sieht es hier einfach daran, dass die Häuser extrem eng und klein gebaut sind. Was ich auch oft sehe, sind Häuser unter S-Bahn Gleisen. Diese Häuser sehen meist total heruntergekommen aus, nehmen dann aber trotzdem nicht einen ganzen Stadtteil ein, wie es in anderen Städten ist. Das sieht man übrigens auf dem Titelbild. Ich werde die nächsten Wochen noch ein paar Bilder schicken! Kobe hat seine schönen und nicht so schönen Seiten. Wenn man aber nur Urlaub in der Region macht, wird man das wahrscheinlich nicht mitbekommen.

Sophia: Wahrscheinlich nicht…Und wie sieht denn ein “typischer“ Tag bei dir so aus? Was sind deine Aufgaben als Freiwilliger?

Jonas: Ein typischer Tag bei mir beginnt damit, dass ich entweder Busdienst habe oder nicht, was bedeutet, dass ich entweder um sechs Uhr oder halb acht aufstehen muss. Busdienst heißt, dass man auf die Kinder aufpasst, während sie zur Schule gefahren werden. Bei der Schule angekommen checke ich erst mal die Facebook Seite der Schule, da ich Hauptverantwortlicher dafür bin und es wichtig ist, jeden Tag einen Post zum Leben in der Schule rauszubringen. Um zwölf Uhr hole ich dann das Mittagessen aus dem Sekretariat ab und verteile es an die Klassen. Nach einer Stunde Pause habe ich dann den Mittagsbusdienst und bin gegen zwei Uhr wieder bei der Schule. Dann noch mal arbeiten und um halb vier ist dann der letzte Busdienst. Gegen fünf oder halb sechs bin ich wieder Zuhause. Man kann aber sagen, dass die Aufgaben, die ich jeden Tag habe, immer unterschiedlich sind, da ich IT/Support bin. Miterweile habe ich aber auch nicht nur IT Aufgaben. Vorletzte Woche habe ich zum Beispiel die Broschüre der Schule designed und einen Plan gemacht, wie man das Lehrerzimmer verschönern kann (also Innenausstattung). Ich habe also täglich meine festen Aufgaben und erledige ansonsten alles mögliche, was mit Design, IT und so weiter zu tun hat. Wenn du interessiert bist an dem Schulleben, kannst du hier mehr lesen!

Sophia: Die Facebookseite schaue ich mir auf jeden Fall mal an! Aber sprichst du da viel Japanisch? Alles verlernt? 😉

Jonas: Ich spreche leider immer noch zu wenig. Ich habe mir alle meine Japanisch Bücher mitgenommen, aber meistens bin ich in der Woche zu müde, um noch viel zu lernen. Das mache ich dann meistens doch am Wochenende. Aber ich versuche so viel wie möglich Japanisch zu sprechen, zum Beispiel im Restaurant oder mit meiner Freundin. Das ist dann nicht so schwer, aber ich kann keine Gespräche ausschießlich auf Japanisch führen. Da fehlt mir meistens einfach das Vokabular. Mein Ziel ist es ja, nach dem Jahr gut Japanisch sprechen zu können, damit mir das Japanologiestudium leichter fällt. Ich weiß jedoch nicht, ob ich das schaffe, da ich in der Schule nur Englisch spreche.

Sophia: Mhm, wahrscheinlich musst du dich irgendwann einfach zwingen, Japanisch zu sprechen. 😉 Achso, hast du eigentlich schon neue Freunde gefunden?

Jonas: Neue Freunde finden ist sehr schwer. Ich bin ganz gut mit dem Freund einer Mitbewohnerin befreundet, weil wir ähnliche Interessen haben. Aber es gibt oft auch keine Möglichkeiten andere Leute kennenzulernen. Ich habe vor, bald mit Sport anzufangen, vielleicht ergibt sich dabei etwas.

Sophia: Mach das mal, da findest du bestimmt paar coole Leute! Und deine WG-Mitbewohner im Allgemeinen? Ertragbar? 😀

Jonas: Wir leben alle gut zusammen hier, auch wenn der Platz etwas gering ist. Viel weggefahren sind wir noch nicht, da am Wochenende doch jeder etwas für sich macht. Aber ich würde schon sagen, dass wir Freunde und nicht nur Mitbewohner sind. Wir gehen oft essen, ins Café oder shoppen. Diese Woche habe ich zum Beispiel noch vor, mit einer Freundin nach Nara und Kyoto zu fahren.

Sophia: Jetzt mal ganz ehrlich…was vermisst du am meisten an Deutschland?

Jonas: Meine Familie. Ich habe jetzt nicht total Heimweh, aber ich denke, das fasst es ganz gut zusammen. Vor allem dabei natürlich, bekocht zu werden und am Sonntag gemeisam zum Eisladen zu gehen. Japanisches Essen ist zwar sehr lecker, aber indisch oder italienisch zu Hause mit der Familie zu essen, ist eben doch etwas anderes.

Sophia: Das kann ich gut verstehen…ansonsten hört sich alles mega interessant an!


English:

Sophia: Hey, how are you? How is the life alone in the “far away country of the rising sun”?

Jonas: By now it’s actually ok. In the beginning I wasn’t sure, how it will be because many things are different than in Germany. It seems to me as if some activities are really hard to do. An example would be hiking. You can go hiking in the Japanese alps, but I would have to book a room at a place I want to stay at using Japanese, get some equipment and find out how hiking is in Japan. I have heard that they adopted many things from Germany, but I guess it’s still somehow different. That’s how I feel about many activities. But apart from that I settled down here and know my neighborhood and Kobe pretty well. The next step is exploring Nara, Osaka and Kyoto!

Sophia: Sounds like complicated leisure activities! But apart from that, it’s like you expected it to be?

Jonas: Partly. The work I do at the Deutsche Schule /European school Kobe is really nice. But I expected Kobe to be a bit more interesting. After seeing the main spots (Harbor Land, Sannomiya, etc.) there is not much left to see. Plus, I live in a district where many factories and narrow built buildings are – so it’s not that nice to live at. But I still make the best out of it by doing some short trips. Two days ago, I went to mount Rokko – I will also write an article about that! I have to get used to the district I live in and by now it’s actually ok somehow. Of course, there are some aspects which I thought would be different, but I guess it would be boring, if everything would be perfect.

Sophia: So, Kobe is not that beautiful? Please send some pictures! 😊

Jonas: Like I said before, it’s sometimes a bit boring here Partly the city is really beautiful. In the beginning you don’t see the places which aren’t that nice because you simply don’t watch out for them. I haven’t seen any place where you would say: Yeah ok, that’s some poor area. You just see it, if houses are built extremely narrowed and small. What I also see often are houses under suburban trail railways. Those building often look so bad, but still don’t make a district, like in other cities. By the way, you can see that in the picture above. The next weeks I will send some pictures! Kobe has it’s nice and not so nice parts. If you want to spend your vacation here, you probably won’t mention those bad parts.

Sophia: Probably not… And how is a “typical” day of yours? What do you have to do as a volunteer?

Jonas: A typical day for me starts with having bus duty or not. That mean I rather wake up at six o’clock or half past seven. Bus duty means taking care of the children while they get to school on the school bus. At school I first check the Facebook page of the school, because I’m responsible for it. Every day I publish a post about the daily life at school. At 12 o’clock I get lunch from the school office and deliver it to the children. After a one hour break I have bus duty until 2 p.m. Then I work again and at half past three is the last bus duty. I’m home at around five o’clock or half past five. But the tasks I have every day are always different because I’m IT/Support. But by now I don’t just have IT tasks. Two weeks ago, I designed a brochure for the school and did a concept of how to make the staff room look nicer (like an interior decorator). So, I have my fixed tasks every day and do whatever has to do with design, IT and computers. If you are interested on the school life, you can see more here!

Sophia: I will definitely look up the Facebook page! But do you speak much Japanese there? Did you forget everything? 😉

Jonas: Unfortunately, I still don’t speak enough. I took all Japanese text books with me but during the week I’m often too tired to study. I often do that at the weekend. But at least I try to speak as much Japanese as possible, for example at restaurants or with my girlfriend. That’s not really hard but I can’t do conversations in just Japanese. I often don’t have the vocabulary for that. My goal is to speak fluent Japanese after this year, so that the Japanese studies course at university will be easier. But I’m not sure, if I can reach that goal because I just speak English or German at school.

Sophia: Mhm, I guess you have to force yourself to just speak Japanese. 😉 before I forget: did you already find new friends?

Jonas: Finding new friends is hard. I’m really good friends with the boyfriend of a roommate because we have similar interests. But often there are no possibilities to get to know new friends. Soon, I want to start doing sports, maybe I find some there.

Sophia: Do so, I’m sure you will find some cool guys there! And your roommates in general? Bearable? 😀

Jonas: We all live to getter pretty well, even though there is not much space. We didn’t go on many trips yet because everybody does something on his/her own at the weekend. But I would say we are friends and not just roommates. We often go dining, to cafés or shopping together. This week for example I will go to Nara and Kyoto with a friend.

Sophia: Now please be honest…what do you miss most about Germany?

Jonas: My family. I’m not extremely homesick but I think that summarizes in a good way. Especially of course that my dad cooked for me and going to the ice cream store every Sunday. Japanese food is really delicious but eating Indian or Italian food with the family at home is still different.

Sophia: I see what you mean…sounds really interesting to me!

2 Gedanken zu “Dein Leben in Japan – ein Chatverlauf

  1. Inwieweit siehst Du Unterschiede im Wandern zwischen Deutschland und Japan? Ich fand es im Sommer ziemlich ähnlich. Es gab Markierungen der Strecke, Ausschilderungen etc. Und da Du ja sicher zumindest Hiragana kannst, würdest Du die Wegweise sicher auch interpretieren können.
    Die Bestellung von Unterkünften ist eigentlich auch nicht schwierig. Da habe ich immer im Abend zuvor in der Unterkunft gefragt. Da habe ich auf die Stelle in meinem Wanderführer geklickt, wo ich am nächsten Tag hinwollte, habe gesagt, dass ich dort morgen hingehen und darum gebeten, dass sie anrufen. Wenn Du es hinkriegst, gleich zu sagen, ob Du nur schlafen oder auch einmal oder zweimal essen möchtest, dann kommen nichtmal Nachfragen. Nur Mut!!!
    Ansonsten – vielen Dank für Deine Berichte. Ich fühle mich bei Vielem an meinen Sommer auf Shikoku erinnert 🙂

    Gefällt 1 Person

  2. Das wusste ich nicht. Ich hatte bisher nur nicht den Mut, das anzugehen. Wahrscheinlich ist es doch nicht so schwer, wie ich es mir die ganze Zeit vorstelle 🙂 Danke! Freut mich, dass es dich daran erinnert. Meinst du man könnte sagen, die Orte, die man in Japan besucht, unterscheiden sich von außen nicht sehr stark voneinander?

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar